Genf in Flammen

Genf in Flammen

Zum Anlass des 500. Geburtstages des Reformators Johannes Calvin (1509-1564) hielt die Großstadt Genf im Juli 2009, dem großen Calvinjahr, das mächtige Festspiel "Calvin Genève en flammes" - "Genf in Flammen" ab, welches von der christlich-reformierten Kirche Genfs in Auftrag gegeben und beaufsichtigt wurde.

Das große Festspiel "Genf in Flammen"

Die Genfer Kriche plante dazu über 20 Aufführungen mit weit über 1500 Sitzplätzen für interessierte Besucher, Gläubige und Touristen. Autor des Hauptstücks zu Ehren Calvins und seiner Bewegung war der, übrigens aus katholischem Haushalt stammende, Franzose Michel Beretti in Zusammenarbeit mit dem Regiesseur Rançois Rochaix (bekannt durch die Eröffnungsfeier der Expo 2002 und das Stück "Fête des Vignerons 1999").

Grundlegend für die Arbeiten an dem Stück und dessen Umsetzung ist eine Detailgenaue Reinterpretation seiner Ansichten und Thesen, Calvin soll nun mehr "humaner" und weltlicher erscheinen, denn die Genfer selbst, haben ein eher zwiespältiges Verhältnis zum Reformator, da vor ihm bereits zwei andere bedeutende Persönlichkeiten (der Reformator Wilhelm Farel und Herzog von Sayvoyen) reformatorisch wirkten und die Sonderstellung Calvins häufig für übertrieben halten bzw. seine Ansichten nicht oder nur partiell teilen, aufgrund der Strenge, die er bei der Durchsetzung seiner Lehren und Ansichten ausübte.

Dem Präsident der Vereinigung für das Jubiläum Roland Benz war es daher von größter Wichtigkeit Calvin neutral, bis positiv zu beleuchten, aber eine allgemeine Verehrung oder gar Vergötzung der historischen Person zu vermeiden. Es ginge zentral um sein Denken und Wirken, nicht rein um die theologische Aussage seines Schaffens, da er auch in juristischen, kulturellen und intellektuellen Bereichen tätig war. Beretti verwendete für das Skript seines Stückes ausschließlich authentische und nachweislich korrekte Quellen zum Portrait Calvins. Kein leichtes Unterfangen, denn Calvin war zu seiner Zeit von verschiedenen Autoritäten unter Druck gesetzt worden, was seine Handlungsweisen oft nicht mit seinen eigenen Ansichten in Übereinstimmung bringen ließen.

Viel mehr wollten die Urheber des Stücks und des Festivals ein "kollektives Abenteuer" schaffen, in der auch die Rolle des damaligen Volkes sehr zum tragen kommt. Dabei bilden Calvin und das Volk zwei Parteien, die unterschiedlicher kaum sein könnten. So versuchten die rund ein Dutzend Schauspieler unterstützt mit einem Chor und Orchester dem schwierigen Stoff beizukommen. Abgehalten wurde das Festspiel an den schönen Promenade des Bastions in Nähe des Genfer Sees, als Schlechtwetteralternative stand der Crew das Théâtre du Léman zur Verfügung. Um ein möglichst großes Publikum zu erreichen, wurde die Texte auf deutscher und englischer Sprache dargeboten.